Firmengeschichte in groben Zügen
es fehlt ein Archiv, die Erinnerungen sind nur mündlich überliefert und zum Teil mangelhaft
Ein ganz bescheidener Anfang
Die vierköpfige Familie Müller, bestehend aus Vater Michael, Mutter Louise und den Kindern Walter und Friedel wohnen ganz bescheiden in einer Zweizimmerwohnung in der Nähe des Rheins im Kleinbasel. Der Vater Michael arbeitet als Schriftsetzer (Bleisatz) in einem Verlag.
Die beiden Zimmer der Wohnung werden folgendermassen genutzt:- das Zimmer zum Innenhof als Wohn-Schlaf-Küche
- das Zimmer zur Strasse als kleiner Gemischtwarenladen, der von Mutter Louise geführt wird, um das Familieneinkommen zu verbessern.
ca. 1928 übernehmen die beiden Kinder das elterliche Schuhgeschäft und firmieren danach als "Schuhhaus Geschwister Müller".
Der erste grosse Schritt: ein Schuhgeschäft im Grossbasel
Die Handelsmarge ist zwar bescheiden, jedoch der Umsatz sehr stabil, insbesondere während der Kriegsjahre 1939-1945, da auch Schuhe rationiert sind, und die Leute die Bezugsmarken nicht verfallen lassen wollen.
1942-1945
Ein zweiter grosser Schritt: das eigene Haus im Grossbasel
Walter Müller und Elfriede Hochstrasser heiraten.
Mit einem Kredit der Damenschuhfabrik Fretz in Aarau und einer Hypothek der
Handwerkerbank kann die Firma das Haus Gerbergasse 59/Falknerstrasse 36
erwerben und darin ein zweites Schuhgeschäft im Grossbasel eröffnen. Die beiden Familien der Geschwister haben nun zwei Schuhgeschäfte und stehen
im Wettbewerb miteinander.
Die Schuhhaus Müller & Co kann Mitglied der ESGE Schuhgemeinschaft werden,
wodurch sich die Handelsmarge verbessert. Die Firma tritt dem WIR-Wirtschaftsring bei und gewinnt dadurch neue Kunden
- der Firma geht es nun recht gut. Sie ist nach den Kriegsjahren zwar grundsolide aufgestellt
aber im Vergleich zur lokalen Konkurrenz immer noch sehr klein.
Die Expansion bis zur Ölkrise
In den Nachkriegsjahren wächst die Wirtschaft und 1958 wird in Birsfelden eine weitere Filiale eröffnet und von Karl Hernbal, einem Bruder von Alexander Hernbal geführt. Noch sind alle Kaderstellen mit Familienmitgliedern besetzt.
Weitere Filialen kommen dazu, werden jedoch von Mitarbeitenden geführt, die nicht zur Familie gehören: Güterstrasse, Allschwil, Oberwil, Reinach. Es ist die Periode des grossen Wirtschaftsaufschwungs nach dem zweiten Weltkrieg, die Umsätze steigen jedes Jahr.
Am Clarahofweg 15 im Kleinbasel wird eine Zentrale mit Lager, Büros und einer Reparaturwerkstatt eingerichtet.
Die Zeiten werden schwieriger, die Probleme nicht mehr richtig angepackt, das Schiff gerät ins Wanken
Die Wirtschaft wächst nicht mehr wie in den vergangenen Jahren und als Folge können die Waren im unteren Preissegment nicht mehr rentabel geführt werden. Die Umsätze gehen zum Teil zurück, die Kosten jedoch bleiben oder nehmen sogar zu. Um die Zentrale besser auszulasten werden weitere Filialen übernommen oder eröffnet: Binningen, Laufen, Riehen, Münchenstein und Oberdorf.
Die inzwischen gealterten Inhaber versäumen es, der Firma eine der Grösse angemessene Organisation zu geben. 1984 erleidet Walter Müller einen Schlaganfall, von dem er sich nie mehr ganz erholt. Nach dem Tod des weiteren Partner Alexander Hernbal im Jahre 1988 möchten dessen Erben aus dem Geschäft austreten - ein Verkauf der Firma steht zur Debatte. Es liegen auch bereits Kaufangebote vor, doch ist die Nachfolgeregelung ungenügend vorbereitet.
Die nächste Generation übernimmt die Führung ziemlich unvorbereitet
Andreas Müller, der jüngere Sohn von Walter Müller-Hochstrasser, übernimmt die strauchelnde Firma da seine beiden Geschwister kein Interesse an der Firma haben. Die Firma erhält eine zeitgemässe Organisation und die Schuhhaus Müller & Co wird in eine Aktiengesellschaft überführt: die Schuhhaus Müller AG. Durch die Auszahlung der ausgeschiedenen Erben ist die finanzielle Basis der Firma stark geschwächt, trotzdem werden grosse Investitionen in die Neugestaltung der Läden getätigt. Der erzielte Mehrumsatz bleibt jedoch unter den Erwartungen zurück, auch weil die Firma unter der dreijährigen Tiefbaustelle „Leitungstunnel Gerbergasse“ leidet. Als Folge bewegt sie sich auf einen finanziellen Engpass zu. Im Vertrauen darauf, dass die Zeiten wieder besser werden, kommen weitere gute Standorte in Liestal und nach langer Zeit wieder ein Laden im Kleinbasel an der Greifengasse dazu. Nach einigen Wechseln in der Geschäftsleitung ist wieder Licht am Horizont in Sicht.
Die Partnerschaft mit Karl-Heinz Misera bringt das Schiff rasch wieder auf Kurs
Karl-Heinz Misera, der langjährige ehemalige Geschäftsführer von Bata Schweiz, tritt als Partner in die Firma ein und stärkt mit seinem finanziellen Engagement die finanzielle Basis der Firma. Es erfolgt eine Konsolidierung der Firmenstruktur, weshalb das Schuhgeschäft von allen übrigen Geschäftsteilen getrennt und seither in der Firma Müller Schuh AG geführt wird. Das Zentrallager und die Werkstatt werden aufgehoben und die kleineren Geschäfte und die Geschäfte mit geringem Potential werden geschlossen. Es erfolgt eine Konzentration auf wenige, starke Lieferanten. Der Firma geht es nun wieder wesentlich besser, sie kann Marktanteile zurückgewinnen und die Filiale in Rheinfelden und ein Outlet-Geschäft im Kleinbasel kommen dazu. Auf der Suche nach einem Nachfolger für Karl-Heinz Misera lernt die Firma Markus Saladin kennen, der in Aesch sein eigenes Schuhgeschäft betreibt. Er verkauft der Müller Schuh AG sein Schuhgeschäft in Aesch und tritt als Nachfolger von Karl-Heinz Misera in die Firma ein.
Die Müller Schuh AG glaubt an eine Zukunft für den stationären Schuhfachhandel
Die Schweizerische Nationalbank hat den Mindestkurs zum Euro aufgehoben und damit die Abwanderung der Basler Kunden in den Euro-Raum verstärkt. Die Folgen für den hiesigen Fachdetailhandel sind erheblich, insbesondere auch für den Sport- und Schuhfachhandel. Nach und nach verschwinden alle bisherigen grossen Schuhfachgeschäfte wie Fricker, Deiss, Bata, Vögele und Botty. In der Region Basel mit einer Bevölkerung von mehr als einer halben Million Menschen gibt es nun kein einziges grosses Schuhfachgeschäft mehr! Diese Situation betrachtet die Müller Schuh AG als Herausforderung und gleichzeitig auch als Chance, die es zu packen gilt!
Weil in der eigenen Liegenschaft an der Gerbergasse 59/Falknerstrasse 36 das Geschäft aus baulichen Gründen nicht vergrössert werden kann, eröffnet die Firma im März 2017 ihr bisher grösstes Geschäft an der Gerbergasse 44, im ehemaligen Fricker- bzw. Botty-Haus.
Der Glaube an die Zukunft wird arg auf die Probe gestellt
Kaum vom Franken/Euro-Schock erholt trifft die Corona-Pandemie mit Lockdowns im Frühling 2020 und im Winter 2021 den stationären Handel hart. Viele Menschen meiden den nahen Kontakt zu anderen und die Versandbestellungen übers Internet erleben einen Höhenflug. Als Folge leidet die Kundenfrequenz in den Ladengeschäften stark. Zum Glück beschliessen die Behörden rasch Hilfeleistungen für Betriebe: Mietsubventionen, Kurzarbeitsentschädigungen und Covid-Kredite.
Die Firma erarbeitet so schnell sie kann einen bescheidenen Onlineshop bei dessen Aufbau die Lernenden der Firma tatkräftig mithelfen.
Die Firma expandiert wieder in kleinen Schritten
Im Herbst 2022 ergibt sich die Möglichkeit, in Aesch ein grosses Gewerbelokal an ausgezeichneter Verkehrslage zu nutzen. Der bisherige Standort in Aesch wird aufgegeben, und die Müller Schuh AG zieht an den neuen Standort mit dem ebenso grossen Warenangebot wie in der City, aber praktischer für Kunden, die den Individualverkehr bevorzugen, da ihnen Gratis-Parkplätze beim Laden zur Verfügung stehen.
Da sich das Schuhhändler-Ehepaar Huber im Frühling 2024 altershalber aus der beruflichen Tätigkeit zurückzieht, bietet sich die Gelegenheit, die beiden verbliebenen Huber-Läden, derjenige in Arlesheim und derjenige in Muttenz, als Müller-Läden weiterzuführen.